intermediales ausstellungsprojekt der hgb // 30.01. - 13.02.2009

Uwe Stoß

»Im Namen des Volkes«

Lesung



Angela Melitopoulos

»Antonio Negri. The Cell«

2008 - DVD

The Cell ist eine DVD aus drei Video-Interviews mit dem Philosophen Antonio Negri. Die Interviews entstanden 1997 während seines Exils in Paris, dann 1998 in einer Zelle des römischen Gefängnis Rebibbia und zuletzt im Juni 2003 in seiner Wohnung in Rom, nach seiner Freilassung.
Der Philosoph Antonio Negri veröffentlichte 1999 gemeinsam mit Co-Autor Michael Hardt den Weltbestseller „Empire“. Im Sommer 1997 beschloss Antonio Negri, ein siebzehn Jahre währendes Kapitel repressiver Politik des italienischen Staates zu beenden. Nach Verhaftung und Exil händigte er sich selbst spontan der Justiz aus. 2003 wurde er schließlich entlassen.
Antonio Negris Bericht über seine Erfahrungen als Häftling beschreibt neue Formen der Kontrolle im Strafvollzug, die auf die Psyche der Häftlinge zielen. Er spricht außerdem über Möglichkeiten des Widerstands, die ihm erlaubten, „die Freiheit seines Geistes“ zu bewahren.

www.eipcp.net/bio/melitopoulos

Bigert & Bergström

»Last Supper«

2005, 58 min, 16mm & DV

Die Tradition des „Letzten (Abend)-Mahls“ bzw. der so genannten „Henkersmahlzeit“, die Gefangenen vor der Ausführung der Todesstrafe angeboten wird, besteht so lange, wie die Todesstrafe existiert. Sie stammt Begräbnisbräuchen ab, wo der verstorbenen Person auf ihrem Totenbett Nahrung mitgegeben wurde, die sie während ihrer Reise durch das Leben nach dem Tod begleiten und beschützen sollte. Heute ist das Ritual des „Letzten Mahls“ für die verurteilte Person abgelöst von seinem Ursprung und kann als genauso widersinnig verstanden werden wie die Strafe, die es begleitet.

Der Film „Last Supper“ fokussiert auf diese Diskrepanz zwischen der historischen „Bedeutung“ und der gegenwärtigen Verwendung einer Tradition, die ihre Verbindung zur Vergangenheit verloren hat.
Die Hauptperson ist der ehemalige Koch eines Todestraktes, Brian Price, der eins der 200 letzten Mahlzeiten nachkocht, die er währen seiner Zeit als Häftling in Huntsville State Prison, Texas, USA, zubereitet hat.

Der Film überblendet dokumentarisches Material mit skulpturaler Installation und animierten Graphiken. „Last Supper“ wurde 2004 in den USA, auf den Philippinen, in Thailand, Japan, Kenia, Südafrika und Schweden gedreht.

www.bigertbergstrom.com

Claus-Steffen Mahnkopf

»Josef Ackermann oder ein kleiner Versuch über das falsche Bewußtsein«

 

Kann ein (Mit-)Verursacher einer Krise in der Krise die Wahrheit sagen, wenn er die Krise unbehelligt überstehen will? Müssen repräsentative Vertreter von Politik und Wirtschaft nicht notwendigerweise die Wahrheit maskieren oder gar verleugnen? Gilt dies auch für (berühmte) Künstler? Die hegelmarxistische Kategorie des falschen Bewußtsein, in der Postmoderne fast zurückgedrängt, gewinnt neuerdings, in der globalen Finanzkrise, ungeahnte Aktualität.



Moritz Reichelt

»Taktik, Strategie, Verschwörung - Informationskontrolle in der Mediendemokratie«

 

Der Vortrag versucht den Zusammenhang von Macht und Information im Hinblick auf Strategien in der Wettbewerbsgesellschaft zu umreissen. Der Begriff "Verschwörung", der seit einigen Jahren in den Medien an Bedeutung gewinnt, erscheint als ultimative Methode der ganz normalen Anforderung an jedes im Konkurrenzkampf aktive Mitglied der demokratischen Gesellschaft, durch Kontrolle von Wissen den Wert seiner Gewinnerwirtschaftung zu schützen. Dies beginnt beim Einzelnen im Kleinen und reicht über korporative Strukturen bis zur Weltpolitik im grossen Massstab. Der Wettbewerb findet also nicht nur auf der Ebene des Kapitals und der Arbeit statt, sondern auch auf der Informationsebene. Für die auf der politischen Ebene agierenden Konkurrenten ist der Handel mit Information sogar unmittelbarer Gegenstand ihres Handelns. Das Bewusstsein in der Wahlbevölkerung entscheidet zwar über die Verteilung der administrativen Macht. Andererseits entscheidet aber die Macht über die Informations-definierenden Medien über eben dieses Bewusstsein. Waren in der Frühzeit des Kapitalismus noch hauptsächlich technische Erfindungen der Motor der Entwicklung und der Schlüssel zum Erfolg, so entwickelten sich mit zunehmendem Wettbewerb Produktionskonzepte, die erst durch die künstliche Schaffung von Bedürfnissen Marktrelevanz erlangten. Dies gipfelte in den letzten Jahrzehnten des Zwanzigsten Jahrhunderts in auf höchster Ebene erdachten Angstszenarien, die ganze Gesellschaften von der Notwendigkeit der Produktion von Kriegs- und Sicherheitstechniken überzeugen sollten. Dabei wurden die zur Begründungen für die vermeintlichen Bedrohungen dienenden realen Ereignisse mangels tatsächlicher Bedrohung gleich mitproduziert. Ausserdem erwiesen sich die Grenzen zwischen den Spheren der Privatwirtschaft und der Politik als durchlässiger, als es die Verfassungen der demokratischen Staaten vorgesehen hatten, zum Nachteil nicht nur des grossen Teils der Bevölkerung, sondern auch der demokratischen Konstitution selbst. Anhand der anhaltenden Diskussion um Verschwörungen des 11. September 2001 wird in einem kurzen Abriss gezeigt, wie dieses Ereignis einerseits Teil einer kontinuierlichen Politik der USA seit fast hundert Jahren ist, andererseits weltweit als axiomatisches Schlagwort jedweder gegen die Demokratie gerichteten Umwälzungen benutzt wird.

www.lalavoxbox.com/planland/derplan/

Christoph Hübner

»Wandersplitter - eine "Anti-Biographie"«

Ein Film von Christoph Hübner - Deutschland 2006 / 2007 - 96 Minuten

Ein Sanatorium, ein Zimmer, ein Schreibtisch, Aussicht auf die Berge. Der Kamera zugewandt: Thomas Harlan, Autor und Filmemacher, Aben-teurer, Nazi-Verfolger. Er spricht, denkt nach, verführt, bricht ab. Ein Film entsteht im Kopf: eine Fahrt durch Moskau, eine Begegnung mit Hitler, 'Sprache als Kathedrale’, die stillschweigende Rehabilitierung von Kriegsverbrechern, angezündete Kinos und das Verhältnis zu seinem Vater, dem JUD SÜß-Regisseur Veit Harlan.

www.realfictionfilme.de

Francesco Bertolini

»L'Inferno«

Italien, 1911 - 68 min / Musik und Sound Design von EDISON STUDIO, 2008 (Mauro Cardi, Luigi Ceccarelli, Fabio Cifariello Ciardi, Alessandro Cipriani)

Verfilmung des ersten Teils "Inferno" von Dantes "Göttlicher Komödie", die die Höllenfahrt des Dichters beschreibt, der dabei von dem römischen Dichter Vergil begleitet wird. Mit Bertolini und Padovan's Vorstellungskraft wurde Dante's italienische Epos "Inferno" zum Leben erweckt, inspiriert durch Gustave Doré's Illustrationen. Modern untermalt wird der Stummfilm mit dem Soundtrack von Edison Studio.
Inferno wurde das erste Mal am 10. März 1911 im Teatro Mercandante in Neapel vorgeführt. Dieser erste italienische Film in Spielfilmlänge kostete drei Jahre Arbeit. Dafür wurde er mit weltweitem Erfolg gekrönt

Nach mehr als achtzig Jahren schenkt uns die Komposition des elektroakustischen Soundtracks von Edison Studio einen gekonnt neu definierten Film. Die Filmmusik ist für Computer, Sampler-gekoppelte MIDI-Keyboards, Stimmen und Resonanzkörper komponiert. Die Echtzeitperformance, die der Tradition des Stummfilms entspricht und über sie hinausgeht, stellt nicht nur den Reiz einer unmittelbaren Schöpfung der Musik wieder her, sondern auch die des Klangs und der Wortsprache; Klangräume, die sich in Musik verlieren und es ermöglichen, die komplexen Zusammenhänge zwischen dem Klangmaterial und der expressiven und symbolischen Welt der Charaktere und Orte flexibel und dynamisch zu erschließen.