intermediales ausstellungsprojekt der hgb // 30.01. - 13.02.2009

Tina Bara & Alba D'Urbano

»Annunciation«

Installation: Regal, Zeichnung, Ordner

Das Projekt "Covergirl" beschäftigt sich mit Bedeutungsaufladungen, Zirkulations-, Rezeptions- und Kontextbedingtheiten fotografischer Bilder im Zusammenhang mit den gesellschaftlichen Systemen Politik und Kunst sowie mit Erinnerung und Geschichtsrekonstruktion, Vergangenheit und Gegenwart.

Ausganspunkt bzw. Untersuchungsgegenstände dieser wesentlich auch biografisch motivierten Arbeit sind 2 s/w Kleinbildnegativfilme aus dem Jahr 1983 aufgenommen in der Mecklenburgischen Landschaft und eine Publikation aus dem Jahr 2007, die in Zusammenarbeit zwischen der Galerie für Zeitgenössische Kunst, Leipzig und der spanischen Künstlerin Dora Garcia erschienen ist.

Das Titelbild dieser Publikation zeigt ein Motiv, der eine Fotografie zu Grunde liegt, die Tina Bara nackt mit einem schwarzen Balken über den Augen abbildet zusammen mit der Textzeile BStU-Kopie MfS HA XX/Fo/689 Bild 9. Im ersten Kapitel des Künstlerbuches und als gerahmtes Bild im Galeriekontext erscheint es im Zusammenhang mit anderen Abbildungen einer Gruppe junger Frauen, die relevant genug war, um diverse Akten im ausufernden Archiv der Staatsicherheit - dem absurd-monströsen Überwachungssystem der DDR - zu füllen. Die Stasi bezeichnete diese Gruppe von Frauen auch als Wespen*.

In der Installation Annunciation wird in assoziativer Form der Moment rekonstruiert, in dem Alba D'Urbano - unwissend - dem Stasibilderkonvolut begegnete. Die Umnutzung des (beispielhaften) "Coverbildes" vom Erinnerungsbild zum Kunstwerk und verkäuflichen Kunstobjekt wird von den Künstlerinnen weiter führend thematisiert. In diesem Sinn eignet sich Alba D'Urbano das Portrait von Tina Bara über das Kunstwerk von Dora Garcia in Form von Zeichnungen an. Diese Portraits wiederum werden Teil einer Installation, die das ehemals private Bild in den Kontext von Archiven stellt, deren Funktion allerdings unklar erscheint. Regalteile und Ordner scheinen aus dem Zusammenhang gerissen. Die Ordner sind mit weißen Blättern gefüllt, Projektionsflächen für die Millionen Fotografien, Texte, Daten die als wichtige Informationen über "staatsfeindliche" Kräfte in das Überwachungssystem eingespeist wurden. In einem weiteren Ordner wird ein Text von Alba D'Urbano abgeheftet, der in einer Art poetisch aufgeladenen Analyse und Rekonstruktion ihre erste Begegnung mit den Fotografien in der Galerie für Zeitgenössische Kunst nachvollzieht.

bara.durbano.eu