Schierholz, Anna Katharina

La Casa de mi Esposo (The house of my husband) / 2014 – ?

Written and photographic work, work in process

 

Cerro Alto

Cerro Alto liegt im Süden Chiles. Fernab der großen Stadt und der vielen Menschen die in Abertausenden kleinen Häusern leben. Entfernt vom Meer, dass sich an Chiles langer Küste entlang zieht. Früher  hatten die Leute aus Cerro Alto nicht in Cerro Alto, sondern in den Bergen in einem Dorf Namens Pilpilco gelebt. Es waren schöne Zeiten gewesen, Zeiten voller Wohlstand und Überfluss. Wie Cerro Alto war Pilpilco ein kleines Dorf gewesen und trotzdem hatte es ein Theater und sogar ein Kino gegeben. Die Männer hatten in den Mienen gearbeitet und waren Abends nach Pilplico zurück gekehrt, wo ihre Familien lebten.

Eines Tages kamen fremde Männer in das Dorf und sahen sich das Land an. Die Berge und die Weite des Landes. In Chile herrschte zu dieser Zeit noch die Militärregierung Pinochets und das ganze Land um Pilpilco wurde an eine Firma übergeben, um Wälder für die Holzindustrie anzupflanzen. Man schloss die Mienen und die Menschen in Pilpilco hatten keine Arbeit mehr. Zehn Jahre Zeit gab man ihnen ihre Häuser zu verlassen. Man schloss das Theater, das Kino und die Menschen hatten keine andere Wahl als von ihrem Zuhause weg zu gehen. Ganze Familien, ja fast das ganze Dorf zog etwas näher Richtung Küste an einen Hügel. Es entstand das Dorf, welches man heute Cerro Alto nennt. Pilpilco ist inzwischen verschwunden. Mit einem Geländewagen kann man dort hinfahren, aber das einzige was aus der alten Zeit geblieben ist, ist sein Name und verlassenen Mienen. Ein Fluss fließt durch die Wildnis und im Sommer kommen die Leute aus Cerro Alto manchmal in ihm zu baden.

Katrén

Eine hellbraune Stute mit dem Namen Valentina. Auf ihrer Großmutter habe ich vor ein paar Jahren das Reiten gelernt. Eigentlich sind die Pferde zum arbeiten. Zum Lasten ziehen wie Baumstämme zum Beispiel. Es gibt keinen Traktor oder andere Maschinen. Das modernste Werkzeug ist die Motorsäge.

Valentina ist ein knappes Jahr alt und wurde grade erst gezähmt. Ich versuche sie zu reiten aber sie reagiert nicht auf mich. Die anderen lachen und geben mir die Gerte in die Hand. Sagen, dass wenn ich sie nicht schlage es ja kein Wunder ist, dass sie nicht auf mich hört. Oben sitze ich auf ihrem Rücken und sie bleibt einfach stehen. Nach dem absteigen, nehme ich die Zügel und laufe den Anhang hinunter wo der Apfelbaum steht. Er hat noch ziemlich kleine, eher unreife Früchte. Mit der Hand pflücke ich ein paar Äpfel die das Pferd mit einem Biss verspeist. Damals als ich reiten lernte gab es noch keinen Sattel oder Geschirr. Nur ein Stück Seil und als Sattel ein Schaumstoff das mit einem weiteren Seil festgebunden wurde. Racele die Stute, Valentinas Großmutter hatte ein sehr ruhiges Gemüt.

Nach dem Aufsteigen läuft Valentina wie von selbst zu ihrer Mutter und zum Hof zurück. Somit kann ich also doch reiten auch wenn den Weg nicht bestimmen kann.

Die Pferde einzufangen ist nicht so leicht. Sie können sich auf mehreren Hektar Land frei bewegen. El Zorro1 ein in Arbeiter der seit Betos Tod auf dem Hof arbeitet versucht die Pferde einzuschüchtern und ihnen das Zaumzeug überzustülpen. Das funktioniert nicht. Das einzige was passiert ist das sie zu dritt ausreißen um Richtung Wald davon zu laufen. Man braucht Gefühl um sie davon zu überzeugen, dass man sich ihnen nähern darf. Joaquin bewegt sich langsam auf sie zu. Er schnalzt mit der Zunge und die Pferde spitzen die Ohren. Langsam legt er seine Hand auf das Hinterteil des Pferdes. Berührt sie und streichelt über das borstige Fell. Sie bleibt stehen und schaut ihn an.

Drei Tage später nehmen wir unseren Neffen mit nach Katrén. Valentina gehört meinem jüngeren Neffen. Er sitzt auf und schlägt immer wieder mit der Gerte auf das Pferd ein. Im Gegensatz zu mir kommt er auch voran und kann sie reiten.

Joaquin und ich nehmen die beiden Pferde und laufen Richtung Wald. Wir sitzen auf, denn wir wollen noch ein Stück weiter bis zum Zaun reiten. Unsere Rucksäcke sind gefüllt mit Brot, Avocado, Chips, Cola, Orangensaft und etwas Schokolade. Hinten bei den Bergen wollen wir ein Picknick machen.

Das Pferd bleibt einfach stehen. Ich presse die Beine zusammen und schnalze mit der Zunge aber das Tier reagiert nicht. Joaquin genutzt die Gerte ganz sachte und tippt der Stute fast nur auf ihr Hinterteil. Ich versuche es ihm nach zu tun. Sie bleibt weiter stehen. Es ist frustrierend. Wir stehen nun schon eine ganze Weile auf dem selben Fleck. Joaquin reitet ein Stück vor und wieder zurück. Langsam wird er immer genervter: „Es ist kein Wunder das du nicht vorwärts kommst. Sie hört nicht auf dich. Ganz genau spürt sie, dass du keine Autorität über sie hast. Du musst sie schlagen, wenn du sie reiten willst. Schlag doch endlich!“ Und ich nehme die Gerte in meiner Hand und ich schlage zu. Ich spüre wie das Pferd unter mir zuckt. Und es läuft endlich los.

Später laufe ich zurück zum Haus und habe die Ledergerte noch in der Hand. Damit schlage ich mir kräftig auf den Oberschenkel um zu sehen wie es ist: Es tut weh.

 

 

Fotografieren

Wenn ich mich durch die Straßen von Cerro Alto bewege bin ich immer aufmerksam. Ich laufe nicht schlendernt durch die Gegend. Dafür richte ich meinen Körper auf, hebe den Kopf und schaue bestimmt nach Vorne. Als hätte ich ein genaues Ziel. Auf keinen Fall soll ich trödeln, angespannt wirken oder gar nach dem Weg fragen. Ich muss versprechen, dass ich nicht nach dem Weg frage.

Auf der Straße bin ich größer als die meisten Menschen. Meine Haut und meine Haare sind heller. Manche sehen darin einen Beweis das ich viel Geld bei mir habe.

Einige Sorge ist auch unbegründet. Angst oder Vorsicht meiner chilenischen Familie.

In meiner Tasche befindet sich eine alte Digitalkamera die mir Lidia geliehen hat.

Es kommt darauf an was ich fotografieren möchte. Wo ich das tue und wie. In Lebu, Los Alamos oder Cerro Alto1 kann ich fotografieren. Aber auch nicht überall.

In Concepcion oder Santiago sollte ich nicht mal eine Kamera dabei haben. Meistens trage ich nur etwas Kleingeld in der Hosentasche. Es gibt Orte die ich nicht mal in Begleitung betreten sollte.

Auf den Straßen werde ich immer wieder von Straßenhunden fast attackiert. Mein Schwager meint sie würden spüren das ich anders bin. Ich lache darüber und wundere mich warum es nur mir so geht.

An der Kreuzung finde ich eine kleine Babykatze die ich mit nach Hause nehme. Ich weiß überall sind Babykatzen und Welpen. Zuhause sagt man ich solle sie in den Graben schmeißen, denn sie haben schon genug Katzen. Meine Blicke, meine großen Augen würden nichts helfen, sie werden sie nicht behalten. In diesem Moment fühle ich mich tatsächlich wie ein Kind, eine Fremde in einer anderen Welt.

Durch die Kamera habe ich versucht diese Welt aus meinen Augen einzufangen. Doch immer wieder komme ich an den selben Punkt:

Was ich sagen möchte kann ich in den Bildern nicht sehen. Was ich fotografieren möchte kann ich manchmal nicht fotografieren.

Also begann ich zu schreiben. Immer wieder. Vieles habe ich wieder verworfen und auch niemanden gezeigt. Und manches konnte ich dann doch zu Ende schreiben.

Ich kann also nicht überall fotografieren. Und ich kann nicht alles fotografieren. Also schreibe ich.

1 Kleine Dörfer im Umland

Invisible / 2013

Videoinstallation 2:01 min, Loop

Wie ist unentdeckt bleiben zu müssen? Immer die Angst zu haben das man gesehen wird als das was ist. Das man nicht hier her gehört. Ein Fremder der nicht sein darf. Das Gefühl man möchte in der Nacht verschwinden nur damit niemand einen sieht und aufgreift. Die kleinen Straßen entlang fahren wo weniger Menschen unterwegs sind damit man im Schatten laufen kann. So als sei man überhaupt nicht vorhanden.

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Installation views at Cultural Clash Nomade / 30.08. – 22.09.2013

Ich sollte / 2012

videosculpture

Digital work and doll house furniture

Pre-diploma / 2010

 

The audience is invited to come to Leipzig Grünau on the 30th June 2010 at 2 p.m. Before, they have a map which leads them through the suburbs. Following the directions they can perceive the mood created by poverty and a life between high rise towers and shops. Finally, they arrive at Stuttgarter Straße 30, a skyscraper with 16 storeys. A lift takes them up to the 8th storey. After ringing the bell of flat no. 805 they enter an empty 3-room-flat. Through a window they have a view of the buildings made out of prefabricated slabs. In the room on the left side there is a model on a kitchen table. The architecture of the suburb was taken up and converted into an object. The reduction applied corresponds to the architecture. Similar modules form a unit. The table is linked to the wallpaper in the background and the floor below. Wallpaper and floor show a similar pattern.

Flugversuch / 2010

Human strife for self-improvement and art as presentation of an idea

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“History of man has among other things always been a history of self-improvement. When you look at flying you can understand it as a metaphor for lengthening upright walking. At the same time history of man is a history of failure. Here the term “man” is used in the same sense as in enlightened humanism. Failure is experiencing limits. This gives us the chance to learn and apply new forms of action. The protective clothing hints at the artists expectance and even acceptance failure.” Uwe Schierholz

 

 

Los hombres de Antihuala

Anna Katharina Schierholz took several photos of some men who were tortured when Pinochet was in power. Their faces are serious when they look into the camera and endure the hard flash. While being photographed they remember the times of torture. One of them cries, most of them are serious and angry. Only one of them laughs.

The photos presented show three seriously looking men.

 

 

Salty

 

 

 

Ketchup Factory

 

Ketchup Factory is the first of a series of “stamp-performances”, which were presented by Anna Katharina Schierholz throughout the last years. She stamped tomatoes, graves, also other fruit and dough. The performance always followed the same pattern: The artist washed her feet in a white bowl and dried them with a towel. In a second bowl she stamped. After this she washed her feet again like in a ritual. Then she started eating the mashed fruit and afterwards offered it to the members of the audience.

Vita

Exhibitions

2014 „La Casa de mi Esposo Vol° I“ „Gipf“ internacional foto festival „, Kyungnam, Korea
2013 „Cultural Clash Nomade“, from Leipzig to Geneva via Nordhausen, Frankfurt, Ludwigshafen and Strasbourg
2013 „Invisible“ public script promotion Kulturstiftung des Freistaates Sachsen, produced by „Cinezara“
2013 „Intimate“, Galerie EIGEN+ART Leipzig
2011 „TP2 Talent Pool“ Erfurt
2011 “Cartes Postales D’Artistes”, Goethe-Institut Lyon, France
2010 „Boden_Los“ ehemaliger Konrad Elektronik Leipzig
2010 „Flugversuch“ Clara-Zetkin-Park, Leipzig
2009 Performance „Кetchup Factory II“ Vernissage Atelier Uwe Schierholz
2009 Vellano Arte, festival for performance and visual art
2007 photographic work, Festival de Cine in Lebu, Chile
2006 Participance „Вerliner Liste“ galerie 61
2006 Performance „eat art“ AKW Bielefeld
2005 Vellano Arte, festvial for performance and visual art
2005 „Periodenperformance“ OSK Bielefeld
2004 „Weihnachtsaustellung“ galerie 61
2004 „Kunst-Wich“ OSK Bielefeld
2004 Vellano Arte, festival for performance and visual art
2003 „Schokoladenperformance“ OSK Bielefeld
2003 Vellano Arte, festival for performance and visual art

Projects